Ich erlebe das in meiner beruflichen Praxis immer wieder. Mandantinnen oder Klientinnen kommen zu mir und berichten über die Schwierigkeiten in ihrer Partnerschaft, die zur Trennung geführt haben. Im Gespräch erfahre ich dann, dass es auch in vorherigen Beziehungen die gleichen Probleme gegeben hat. Viele Frauen fragen sich dann: Warum gerate ich immer an die gleiche Sorte Mann?
Der neue Partner gleicht dem alten Partner
Es ist schon erstaunlich. Da beendet eine Frau die Beziehung, weil der Partner gleichgültig ist, gewalttätig oder Alkoholiker. Die Beziehung war von heftigen Streitigkeiten und Schlägen geprägt. Endlich schafft frau es, sich von dem Partner zu lösen. Und findet kurze Zeit später einen anderen Mann, der sich dann in der Folgezeit ebenfalls als gleichgültig, gewalttätig oder abhängig entpuppt. Dabei hatte frau sich doch geschworen, dass sie so eine Beziehung nie wieder eingehen würde! Dann steckt sie in der nächsten Beziehung und fragt sich: warum gerate ich immer an die gleiche Sorte Mann?
Um diesen Ablauf zu verstehen müssen wir zurück gehen in unsere Kindheit. Kleine Kinder nehmen ihre Umgebung als gegeben war. Das heißt, sie fragen nicht nach, warum die Erwachsenen so handeln wie sie handeln. Ihre Lebensumstände akzeptieren sie so, wie sie sind. Ist also zum Beispiel Papa in der Kindheit nie anwesend, dann findet das Kind das völlig normal. Dabei ist es nicht wichtig, warum der Vater abwesend ist. Sei es, dass er viel arbeitet und meist erst spät abends nach Hause kommt, wenn das Kind schon schläft. Sei es, dass er die Familie verlassen hat. Oder sei es, dass er bereits verstorben ist. Die Konsequenz ist jedenfalls, dass Papa nicht da ist. Und für das Kind ist diese Situation normal.
Unbewusst verbindet das Kind jetzt seine Liebe zum Vater damit, dass dieser nie anwesend ist. Das Kind kennt es ja nicht anders. Liebe fühlt sich also dann richtig an, wenn der Vater nicht da ist, wenn er abwesend ist. Damit hat das Kind den Glaubenssatz gebildet: es ist nur Liebe, wenn der andere nicht da ist.
Glaubenssätze aus der Kindheit nehmen wir mit
Das Kind wird erwachsen. Doch obwohl wir älter werden hinterfragen wir die in der Kindheit erlernten Muster normalerweise nicht. Wir gehen mit denselben Glaubenssätzen in unser erwachsenes Leben, die wir in unserer Kindheit gelernt haben. Also zum Beispiel mit dem Glaubenssatz: es ist nur Liebe, wenn der andere nicht da ist. Auch als erwachsene Frau fühlt sich dann für uns die Liebe nur richtig an, wenn der Mann (so wie der Vater) nicht anwesend ist. Sei es, dass er nur seinem Beruf nachgeht und die Frau vernachlässigt. Oder sei es, dass er zwar körperlich anwesend ist, aber nicht mit Herz und Seele. Oder sei es, dass der Mann in einer anderen Beziehung ist und deswegen nicht anwesend.
Irgendwann beenden wir nun die Beziehung. Wir haben es nicht ausgehalten, dass unser Partner immer nur arbeitet und für uns keine Zeit blieb. Oder dass er zwar körperlich da war, aber wir keine Verbindung zu ihm hatten. Jetzt haben wir zwar die Beziehung beendet. Wir haben aber weiterhin die gleichen Glaubenssätze in uns, wie sich Liebe für uns richtig anfühlt. Wie werden also, wie vom Autopilot gesteuert, uns wieder einen Mann suchen, der in der Beziehung abwesend ist. Denn das ist weiterhin unser „Liebes-Muster“. Vielleicht ist dann der nächste Mann anderweitig gebunden. Wir sitzen dann wieder alleine zu Hause und verstehen nicht, warum auch dieser Partner in der Beziehung nicht anwesend ist. Wir fragen uns wieder, warum wir erneut an die gleiche Sorte Mann geraten sind.
Es reicht nicht, allein den Partner auszutauschen
Es reicht also nicht, nur den Partner auszutauschen. Wir dürfen erst einmal für uns herausfinden, warum die Beziehung nicht funktioniert hat. Welche Überzeugungen und Glaubenssätze wir haben, die wir aus der Kindheit übernommen haben. Und dann dürfen wir die Glaubenssätze auflösen, die uns nicht dienlich sind. Wir dürfen diese Glaubenssätze durch andere Glaubenssätze ersetzen, die uns gut tun.
In dem geschilderten Fall darf frau also erkennen, dass es für die Liebe nicht notwendig ist, dass der Mann abwesend ist. Sondern dass sie es im Gegenteil verdient, in einer lebendigen Beziehung mit einem Mann zu sein, der präsent ist. Der sich eben nicht auf irgendeine Weise aus der Beziehung schleicht und abwesend ist. Dass Liebe eben auch „Da-Sein“ bedeutet, in jeglicher Hinsicht. Erkennt sie das, wird sie viel leichter einen Mann anziehen, der in der Beziehung anwesend ist.
Erst dann, wenn wir unsere Glaubenssätze herausfinden und die nicht passenden Glaubenssätze abändern, werden wir mit einem neuen Partner auch eine echte neue Partnerschaft leben können. Dann fragen wir uns auch nicht mehr: warum gerate ich immer wieder an die gleiche Sorte Mann? Denn wir werden eine andere Sorte Mann anziehen, die unseren neuen Glaubenssätzen entspricht.